"Wer war Wundt?"
   


Dem Straßenverlauf nach zu urteilen, hat es sich wohl um einen verdienstvollen, jedoch verschrobenen Berliner Bürger gehandelt, anders ist es nicht zu erklären, dass die Straße, in der Malena wohnt, zu den am schwierigsten aufzufindenden im gesamten Stadtgebiet zählt. Die Wahrscheinlichkeit, sich auf dem Weg zu ihr nicht zu verlaufen, ist in etwa so groß, wie beim Duschen nicht nass zu werden. Sie tendiert gegen Null.

 

So stellt sich gleich die nächste Frage: Wie viele Besucher mögen wohl schon schwitzend die Treppe hinauf geeilt sein, im Gepäck mehrere Minuten Verspätung, während die Herrin oben bereits genüsslich im Strafenkatalog blätterte? Leichter kann man es wohl kaum haben. Da muss kein Grund an der Nase herbei gezogen werden, 30 Schläge extra verpasst zu bekommen. Und damit zur dritten und entscheidenden Frage: Wer ist Malena? Sie tauchte auf an der Seite von Lady Pia, die ich vor einiger Zeit in Berlin traf. Vereinbart war damals ein Treffen zusammen mit einer Freundin, und allein der Gedanke, von zwei Frauen dominiert zu werden, sorgte für einen nie da gewesenen Adrenalinschub. Ich malte mir die ‚schlimmsten’ Szenarien aus: Zwei Frauen mit mir im Zoogeschäft, ich ein Hundehalsband um, und Pia ganz stolz zu Malena: „Jetzt wollen wir doch mal zeigen, was unser Hündchen gelernt hat: Sitz! Gib Pfote! Hol das Stöckchen!“. Oder zu der Verkäuferin in der Spielwarenabteilung: „Heute Abend haben wir Frauenrunde, und unser Begleiter hier ist von Natur aus eher etwas flachbrüstig. Würden Sie ihm zwei Luftballons schenken? Die darf er dann aufblasen und sich zwei Titten basteln. Dann kann er bei uns mitmachen!“ Und danach in der Dessousabteilung: „Diese Strapse musst Du aber eine Nummer größer nehmen und die roten Strümpfe würden besser dazu passen“. Zum Abschluss würden sich die Damen im Restaurant stärken. Pia zu mir: „Ich weiß gar nicht, warum Du Dich heute mit der Pisse so schwer tust. Du errätst doch sonst immer gleich den Saft Deiner Herrin. Da bin ich ganz enttäuscht, ts, ts, ob Du wohl von meiner Freundin zu heftig abgelenkt bist?“.

Im Studio dann präsentiert Malena ihren Sklaven, und beide werden wir zu Handlungen gezwungen, die bisher nur in meiner Phantasie statt fanden.

Es kam ein wenig anders an einem kalten Novemberabend. Pia agierte im Vordergrund: Sie fixierte mich an einen Pranger in einer Ecke des Raums und stellte mir gegenüber einen Spiegel auf. Fest mit Stricken vertäut, vor Geilheit aus dem geknebelten Mund sabbernd, betrachtete ich mich selbst. „Und, wie findest Du ihn?“, fragte sie Malena, die im Hintergrund stand. „Eine richtig kleine Sklavensau, die alles, aber auch wirklich alles für uns tun würde, nicht wahr?“. Die Damen sahen sich zwinkernd an. Nach einer schmerzhaften Konfrontation meiner Eichel mit ihren Fingernägeln band sie mich los und begann zuerst behutsam, dann erforschend, zum Schluss weitestgehend ungnädig, Zentimeter um Zentimeter meines Körpers zu verschnüren, indem sie mich in eine Korsage ihrer gertenschlanken Kollegin hineinzwängte. „Los, zieh Dich an, und dann runter mit Dir auf die Straße! Wollen wir doch einmal sehen, wie sicher Du Dich inzwischen auf Stöckelschuhen bewegst!“.

Wumm, Pias Aufforderung drang in mein Gehirn wie ein heißes Messer in einen Block Butter. Binnen Sekundenbruchteilen spülten mich meine Emotionen fort in eine andere Welt. Bevor es ins Treppenhaus ging, durfte ich wenigstens die sittenwidrigsten Stellen meines Körpers abdecken. Die Anzahl der mir entgegen kommenden Passanten während der kleinen Ewigkeit draußen (in Wirklichkeit waren es nur 10 Minuten) weiß ich heute noch, die Zahl und die Fabrikate der vorbeifahrenden Fahrzeuge ebenfalls. Gott sei Dank lag wenigstens kein Schnee. Der Rest an Verstand, der in den oberen Regionen des Körpers vor sich hinröchelte, legte sich zwischen Witzlebenstraße und Neue Kantstraße das Argument zurecht, ich sei auf dem Weg zur Faschingsfeier, immerhin war der 11.November gerade um. Es muss schon ziemlich eigenartig ausgesehen haben, als ich panikartig, je nachdem, auf welcher Straßenseite mir Passanten entgegen kamen, nach Gegenüber stakste, hinter die jeweils parkenden Autos. Denn allzu augenscheinlich reflektierte die Ultra-Sheers-Strumpfhose Laternen- und Scheinwerferlicht zurück in die Dunkelheit. Mein Spaziergang rund um den Häuserblock endete, ohne dass mich ein Ordnungshüter aufs Revier bat. Zurück in der Wohnung waren die beiden Dominas im Gespräch vertieft. Pia teilte mir mit, man wolle es heute erst einmal bei dieser Übung belassen, der Tag wäre lang und anstrengend gewesen. Ich solle nun ins Hotel zurückgehen, so wie ich gerade gekleidet sei. Mein Gesicht muss in diesem Moment wohl jeden Halt verloren haben, vermutlich hätte ich es auf das Titelblatt des Magazins Mad geschafft, jedenfalls schüttelten sich die Beiden weg vor Lachen. Ich stellte mich gedanklich auf einen 4 Stunden-Marathon durch alle Seitengassen Berlins ein, als meine Herrinnen großzügig meinten, ich könnte ja die normale Kleidung über das Nuttenoutfit ziehen. War das nochmals ein Spaß, als ich, vollkommen steif und unbeweglich, einmal nach rechts und einmal nach lin ks sank, um mich in meine Hose zu pulen und anschließend in die Schuhe zu schlüpfen.

„Bitte übe Deinen Hüftschwung noch ein wenig in Deinem Zimmer“, hauchte mir Pia süffisant zu, ehe ich auf den Weg machte. Und so kam es, dass ich, verschnürt in Malenas Korsage und eingepackt in Pias Strümpfe eine ziemlich unruhige Nacht und einen spannenden nächsten Tag verbrachte. Man macht sich keine Vorstellungen, wie anstrengend 5 Stunden im Kollegenkreis in ganz besonderer Kleidung werden können. Als ich Pia am Nachmittag darauf in einem Cafe traf und ihre neueste Fotokollektion betrachten durfte, war sie fast ein wenig stolz auf mich: „Hast Du Sie tatsächlich noch an?“, fragte sie. Ich durfte mich in der Toilette umziehen, gab ihr das Equipment zurück und wir plauderten noch eine ganze Weile in entspannter Atmosphäre weiter.

Peer

 

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